Donnerstag, 27. September 2012

Fangt an zu leben! Eine Rede an den kleinen Mann.

Wir müssen anfangen zu leben! Wir müssen aufhören zu hassen! Wir müssen anfangen zu denken! Wir müssen aufhören uns selbst zu verleugnen!

Was ist der Mensch?
Er ist die Summe allem was ihn ausmacht. Er ist die große Ausnahme der Philosophie, der Wissenschaft.
Das Wesen, welches sich selbst ergründet. Es hinterfragt sich, ist selbstkritisch. Es ist dazu fähig sich selbst zum Gott zu erheben und zum Ungeheuer zu degradieren. Seine Worte sprechen von narzisstischem Selbsthass, unterliegen jedoch den Formen die ihm gegeben.
Er formt Gesellschaften, bildet Normen, weist in Richtungen und ebnet dabei Wege, die nie zuvor ein Lebewesen betreten durfte. Wir sind privilegiert. Wir sind einzigartig. Wir sind Menschen.

Und doch habe ich Menschen an dieser Gesellschaft zerbrechen sehen.
Zusammengepfercht, abgestempelt, ausgegrenzt - Das Paradoxum unserer Intelligenz begründet sich auf den hier erwachenden Trieben der Selbsterhaltung. Sind wir dessen nicht erhaben?
Ha! Und was haben wir überhaupt mit der Gesellschaft zutun? Was sagt sie mir? Wieso Ich?
Es ist falsch sich hinter diesem Begriff zu verstecken. Die Gesellschaft ist keine ominöse Masse, die gesichtslos Leben zerstört und Regeln diktiert.
Die Gesellschaft, das bist DU! Das ist sie, die auf den Bus wartet. Das ist er, der die Hand seines Kindes hält. Wir sind es. Wir.
Und zu sagen, dass all das Schreckliche das um uns geschieht nicht in unserer Hand liegt, zu erklären wir seien nur ein Mensch, so winzig klein und nichtig. Sich erschlagen, Sich erdrückt zu fühlen von der Last der schieren Masse ist eine bequeme Lüge hinter der sich zu verstecken uns ein angenehmes Leben verschafft.
Doch sind wir Fußspuren im Sand. Ein jeder. Wir leben unser Leben, um mit der nächsten Woge hinfortgespült zu werden. Auf ewig fort und bald vergessen.

Ist es das wert? Diese Gesellschaft?
Wir sind abgestumpft. Wir sind leer. Wir wandern gedankenlos durch diese Welt, reihen uns ein im Gleichschritt der Trommeln, deren Schläger wir nicht kennen. Wir haben uns die Ideale jener Hochglanzpapiere in den Rachen gestopft und ersticken nun daran. Unsere Seele begraben unter dem bleiernden Schleier des Einheitsbreis.

Wir sind die Generation des emotionalen Mittelmaßes!
Wir sind die Generation der Schamlosigkeit!
Wir sind die Generation, die sich in extreme spalten muss, um dem omnipräsenten Schmerz in uns zu entgehen!
Wir saufen, wir rauchen, wir rebellieren mehr als je zuvor. 
Doch fragt man uns nach einem Buch, einem Film, einem Lied, so zitieren wir die Texte, so zucken wir ratlos mit den Schultern und nuscheln eine einsilbige Einschätzung.
Wo sind unsere Worte nur hin? Wo ist unser Herz? 

Wo ist die glühende Leidenschaft, die durch unsere Adern fließen kann, in uns Sehnsüchte und große Träume erweckt?
Wo sind die Menschen, die einer Sache ganz und gar verfallen?

Werden jene nicht verlacht?

Wacht endlich auf!! Werdet lebendig!!
Ein Ereignis ist nicht "cool", "geil" oder "gut".
Die Dinge sind nicht "In Ordnung", "Scheiße" oder "dumm"
Das Leben ist so viel mehr!
Es ist bezaubernd, es reißt Welten ein, es ist fabelhaft, großartig, so melancholisch, anrührend, mit den blutroten Farben des Zorns auf die Leinwand der Welt gemalt!

Es ist hier und dort und überall!
Es ist so zerbrechlich wie Kristall, doch lange nicht so transparent.
Zu denken ist schön! Zu fühlen ist toll!

Also denkt auch über andere nach!
Fühlt sie mit eurem Herzen, mit eurer Seele.
Sieht sie nicht als Ikonen eures Hasses. Denn Hass ist die einzige Emotion die auf dieser Welt keinen Platz findet. Gewaltlose Wut ist wunderschön. Sie lässt uns pulsieren, erbeben, uns wissen dass wir lebendig sind und in ihrem seichten abebben eine Salbe für unsere Wunden.
Doch woher der Hass? Er ist stumpf, er zerbricht was vereinigt gehört.
Niemand verlangt, dass ihr all eure Differenzen beilegt. Das Leben ist nicht so und soll nie so sein.
Schmerz muss gefühlt werden. Schmerz muss gelebt sein. Schmerz will es so!
Denn nur dann dürfen wir auch Freude empfinden.
Sogar Lästern hat seinen Platz, seinen Ort, seinen Zweck für das Heil unserer Seele...
Doch zerstört nicht euren Nachbarn.
Ihr seid Menschen. Ihr seid die große Ausnahme dieser Natur.
Ihr sollt fühlen. Ihr sollt fühlen lassen. Ihr sollt die Vielfalt unserer Welt mit der Zunge erschmecken, mit den Fingerspitzen sanft ertasten, mit den Augen einfangen und dem Herzen festhalten.

Handelt auch so wie das Potenzial das euch gegeben wurde es verlangt.
Ihr seid nicht groß. Ihr seid klein.

Ihr seid Goethe, der die Welt in Worte hüllte, ihr seid Van Gogh der die schillernsten Farben sah, Ihr seid Beethoven und in euren Händen haltet ihr die neue Mondscheinsonate.



1 Kommentar:

  1. Großartig geschrieben.
    Bitte noch mehr davon.
    Zumindest mich hast du wirklich mitgerissen und bewegt, vor allem im Mittelteil.
    Und ich frage mich, warum du noch keine Leser hast.
    Das wird geändert.
    Jetzt.

    AntwortenLöschen

Kritische Stimmen